Wenn du härter rockst als die Rolling Stones ...

Gedanken über musikalische Aufführungen

Seit mehr als einem Jahrzehnt stehe ich bereits auf der Bühne. Die meisten Auftritte habe ich als Musiker mit Coverprogramm absolviert. Dieser Bereich ist insofern recht anspruchsvoll, da man stetig an seinem Repertoire arbeitet und dieses fortlaufend erweitert. Für Hochzeiten, Trauungen und andere Veranstaltungen habe ich bereits unzählige Songs erarbeitet und ganz eigene Interpretationen von bekannten Songs arrangiert.

Das Evergreen-Business

Dieser Bereich, welcher im weitesten Sinne in den Dienstleistungssektor fällt, bietet viele Möglichkeiten. Man kann sich in den verschiedensten Nischen einrichten, sei es als Hochzeitsmusiker, Partyband oder eher spezialisiert auf Firmenevents. Ich habe die meisten Auftritte auf privaten Veranstaltungen wie z.B. Geburtstagen oder Hochzeiten gespielt. Hat man erst mal sein Publikum gefunden, ist es meist ein recht dankbarer Job. Über die Jahre habe ich ausschließlich zufriedene Kunden gehabt. Doch der Dienstleisterbereich bringt auch Entbehrungen mit sich.

Den ganzen Abend zu spielen IST anstrengend!

Werde ich gebucht, dann meistens für den gesamten Abend. Das werden locker mal 4-5 Stunden, also abzüglich Pausen teils bis zu vier Stunden reine Spielzeit. Das geht als Gitarrist auf die Finger (insbesondere mit 12 Saiten!) und als Sänger auf die Stimme. Nun bediene ich ja beides. Entsprechend sind solche Abende eine große Belastung, sowohl körperlich, als auch stimmlich.
Die Finger bauen recht schnell eine entsprechende Hornhaut auf und die Schmerzen lassen nach ein paar Tagen nach – soweit ich bisher weiß ohne Folgen. Eine regelmäßig überlastete Stimme jedoch wird mit der Zeit nicht besser.
Abendfüllende Auftritte auf zwei aufeinander folgenden Tagen sind meist eine Tortur und man bringt zwangsläufig am zweiten Abend nicht die gleiche Leistung wie am ersten. Mein persönliches Maximum war ein Veranstaltungswochenende, an dem ich zwei Tage in Folge solistisch über einen Zeitraum von 6 Stunden spielen musste. Seitdem habe ich die maximale Spielzeit auf 5 Stunden begrenzt und das nur an einem Abend.

Wie viel Musik brauchen wir?

Hinzu kommt ein weiterer Faktor: oft hat man keine 4-5 Stunden aufmerksames oder tanzendes Publikum. Zusammen genommen kommt man meistens auf vielleicht 2 Stunden, wenn überhaupt.
Durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie hatte ich einige Auftritte mit kleinerem Publikum und kürzerer Spielzeit (ca. 1,5 – 2 Stunden). Auffällig war, dass das Publikum entweder viel aufmerksamer war (Konzertcharakter) oder die Musik durch Tanzen und Feiern viel mehr genossen hat.

Wenn du härter rockst als die Rolling Stones ...

Vergleicht man diese Spielzeiten mal mit denen von bekannten Künstlern, so fällt schnell auf, dass deren Konzerte in der Regel auch „nur“ 1-2 Stunden dauern. Wie sonst sollten sie andauerndes touren mit mehreren Konzerten in Folge mit gleichbleibender Leistung überstehen?
Interessant ist auch, dass es bisher sehr selten vorkam, dass mich auf Auftritten jemand auf das hohe Pensum angesprochen hat. Die meisten nehmen das „Geplänkel“ als selbstverständlich hin. Nur selten sprach mich mal jemand an, z.B. mit „mach doch mal 'ne Pause“.
Als blu12 ist klar, dass das Programm nicht über 2 Stunden hinausgeht. Und auch bezüglich der Covermusik werde ich mir wohl in Zukunft neue Konzepte überlegen, um mit kürzeren Spielzeiten nachhaltiger Musik zu machen.

Du willst auf dem Laufenden bleiben? Abonniere meinen Newsletter!

Abonniere meinen Newsletter!

Cheers!

de_DEDE