Braucht die Welt noch mehr Musik?

Braucht die Welt noch mehr Musik?

Braucht die Welt noch mehr Musiker? Brauchen wir noch mehr Musik? Ist neue Musik nicht lediglich eine Kopie von bereits bekannten Ideen? Wie gehen wir mit dem Überfluss an Musik (und anderen Kunstformen) in unserer heutigen Welt um?

Es gibt die Meinung, dass eigentlich schon jede erdenklich Musik geschrieben wurde und alles Neue nur eine Variation dessen ist. Betrachtet man allein die Fülle an musikalischem Material in online Streaming-Plattformen, kommt einem schnell der Gedanke: Wir haben genug Musik.

Ist die Musikindustrie also nur eine künstlich am Leben gehaltene Maschinerie, die keiner mehr braucht?

Komplexe Probleme brauchen komplexe Lösungsansätze.

Schaut man in die Geschichte unseres Planeten, so findet man immer wieder Phasen des Überflusses und Zeiten der Knappheit. Es scheint also, als würden wir uns aktuell in einer Phase des Überflusses befinden. In diesem Rahmen kam mir jedoch ein ganz anderer Gedanke:

Die nie zuvor gesehene Komplexität unserer Gesellschaft und die daraus entstehenden komplexen Probleme bringen eine Fülle an Zündstoff mit sich, welchen wir Künstler unter anderem als Inspiration bezeichnen würden. Von persönlichen Krisen bis hin zu globalen Katastrophen gibt es keinen Mangel an Themen, welche nicht irgendeine Art von Grundmaterial für Kunst bieten würden. Wir suchen immer mehr Antworten und Lösungen, mehr als uns die gesamte Big Data Tech Revolution jemals bieten könnte. Denn die Abgründe eines jeden Menschen sind bisweilen so tief, dass selbst die fortgeschrittenste KI kein Licht produzieren kann, welches diese Abgründe in ihrer Gesamtheit erklären könnte. Die digitale Revolution ist der moderne Don Quichotte, während wir am laufenden Band neue Hochleistungswindräder produzieren.

Die Musikindustrie ist nur eine sich selbst aufdrängende Pointe ...

Der einzige Lichtblick in diesem dystopischen Wettlauf ist die Kunst und ihre sukzessive Befreiung von konventionellen Strukturen. Für den kollektiven künstlerischen Output unserer heutigen Welt ist die Musikindustrie nur eine sich aufdrängende Pointe, ein Running Gag im Rahmen dessen, was tatsächlich möglich wäre.

Die Fähigkeiten der Menschheit als ganzes hat längst die Herausforderungen unserer Umwelt übertroffen. Es mangelt nicht an Wissen und Möglichkeiten, es mangelt an Fokus. Kunst kann uns diesen Fokus geben. Kunst gibt uns einen Sinn, inspiriert uns und holt uns aus unseren Abhängigkeiten – wenn wir sie lassen. Künstler sind die Medizinmänner unserer Zeit, die Stammesältesten einer jeden Generation. Und damit meine ich nicht, dass jeder Künstler ein Prophet ist oder die richtigen Antworten hat. Doch er hat die Werkzeuge, um uns die richtigen Türen zu öffnen.

Wir brauchen mehr Kunst.

In diesem Sinne – ja! - wir brauchen mehr Musiker. Wir brauchen mehr Musik. Wir brauchen mehr Kunst. Wir brauchen Kunst so essentiell wie Brot und Wasser. Unsere Welt wird mit jedem Tag komplexer und fragiler. Da helfen keine Unisex-Laufbandproduktionen oder internationale Beraterkomitees. Wir brauchen individuelle, ergebnisoffene Ansätze aus intrinsischer Motivation, um überhaupt wirklich nachhaltig dem selbstzerstörerischen Impuls des System gewordenen Individualismus etwas entgegen setzen zu können. Wir brauchen Kunst.

de_DEDE